Die Botschaft an die Gemeinde Laodizea Wie Jesus mit mir das Abendmahl feierte

Eine intensive Erfahrung

       Schon seit einigen Tagen betete ich zu Gott besonders inbrünstig, bevor ich an das Studium des Wortes ging, dass er meinen Verstand durch seinen heiligen Geist erleuchten möge, um mich die Tiefen des Gelesenen begreifen zu lassen. Und nun begann ich mit dem heiß begehrten Buch der Offenbarung. Ich merkte aber, dass mein Blick schnell und automatisch über die Zeilen der ersten Kapitel glitt, weil ich da eigentlich nichts Besonderes erwartete, denn es waren für mich wohl die bekanntesten Stellen dieses Buches. Ich wünschte schneller zu den anderen weniger erforschten Kapiteln zu gelangen. Nun näherte ich mich dem Ende des dritten Kapitels, dem bekanntesten Text dieses Buches überhaupt (zumindest für mich), nämlich der Botschaft an die Gemeinde in Laodizea. Aus irgendeinem Grund haben die Worte der Ursprung der Schöpfung Gottes meine Aufmerksamkeit gefesselt. Ich machte kurz Halt, um über diesen Ausdruck etwas nachzusinnen und ein paar stichpunktartige Notizen zu machen, aber Gedanke auf Gedanke schoss mir durch den Kopf, sodass ich, ohne es selbst zu merken, die zweite Hälfte des Tages bis zum späten Abend in diesen Gedanken verbrachte. Ich verbrauchte eine Menge Papier, um alles über diese seit meiner Kindheit mir „bekannte“ Botschaft festzuhalten.  Solch eine Tiefe habe ich nicht erahnen können. Gepriesen sei der Herr, der durch seinen heiligen Geist den Verstand erleuchten und den Einfältigen Weisheit geben kann, wenn sie es wünschen und darum bitten.

Der Beginn des siebten Sendschreibens

    14. «Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Ursprung der Schöpfung Gottes:»

       Christus ist der Ursprung nicht nur der buchstäblichen (physischen) Schöpfung, sondern auch der geistlichen Schöpfung des neuen Menschen durch die Botschaft des ewigen Evangeliums. In dem Evangelium ist dieselbe große Macht Gottes sichtbar, welche auch am Anfang bei der Schöpfung unseres Planeten und aller Lebewesen zu Tage getreten ist. Deswegen ist der Sabbat nicht nur ein Denkmal der göttlichen Kraft, die sich in den ersten sechs Tagen der Existenz unserer Erde äußerte, sondern auch derselben Kraft, die in der Erschaffung des neuen Menschen in Christo Jesu wirkt, die das Reich Gottes in den Menschenherzen bildet. Dieser Text ist eng verbunden mit Offb. 1:5-6 «und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen von den Toten und dem Fürsten über die Könige der Erde. Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unsren Sünden gewaschen und uns zu einem Königreich gemacht hat, zu Priestern für seinen Gott und Vater: ihm gehört die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit! Amen.» Von Sünden gewaschen, zum Königreich, zu Priestern gemacht – das alles beschreibt schöpferisches Handeln, welches kein Mensch vollbringen kann.

         15-17. «Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest! So aber, weil du lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluß und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du elend und erbärmlich bist, arm, blind und bloß! »

       Es ist absolut unmöglich, einen lauwarmen Menschen zu erretten, denn er ist durchaus zufrieden mit dem eigenen Zustand und fühlt keinen Bedarf an irgendeinem Erlöser. Solch einen Menschen zu erretten hätte nichts anderes zu bedeuten, als gegen seinen Willen zu handeln. Das ist aber nicht des Herrn Handlungsweise. Damit ein solcher Mensch errettet werden kann, soll er erst aus diesem lauwarmen Zustand erwachen. Aus diesem Anlass sagt Gott dem Menschen, nämlich einem jeden von uns, die bittere Wahrheit über seinen tatsächlichen Zustand und wie eklig ihm, dem Herrn, dieser Zustand erscheint, sodass er sogar bereit ist, solch einen „auszuspeien aus seinem Munde“.

Ein paradoxer Auftrag   

 Wenn der Mensch den eigenen jämmerlichen Zustand begriffen hat, kommt der folgende Ratschlag:

18. «Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geglüht ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, um deine Augen zu salben, damit du sehest.»

          Eigenartig, warum denn kaufen? Alles bezüglich der Erlösung wird ja als eine freie Gabe gegeben. Womit soll bezahlt werden? Vielleicht könnten es gute Werke oder die Erfüllung der Gebote sein? Aber wir besitzen sie doch nicht. Wir haben gerade selber gesehen, wie elend, erbärmlich, arm, blind und bloß unser Zustand ist. Vielleicht sollte erst eine gewisse Zeit vergehen, bis wir uns bessern und gut werden und danach würden wir als Lohn dafür das Gold, die weißen Kleider und die Augensalbe bekommen? Wie können wir aber gut werden, uns mit guten Glaubenswerken bereichern, wenn wir diesen Glauben (das Gold) nicht haben, wie können wir besser, gerechter werden, wenn wir diese weißen Kleider der Gerechtigkeit, um unsere Blöße zu bedecken, noch gar nicht besitzen, wie können wir den richtigen Weg gehen, wenn wir blind sind und die Augensalbe des heiligen Geistes nicht haben um zu wissen in welche Richtung der nächste Schritt gemacht werden soll? Womit sollen wir zahlen, wo wir doch arm sind? Könnten wir vielleicht durch Reue das Ganze erlangen? Aber gemäß der Bibel und des Geistes der Weissagung können wir nicht mal die Reue aus uns selbst hervorbringen. Das ist auch eine Gabe Gottes. 

Nun, wie können wir denn das Ganze als unser Eigentum bekommen, womit können wir das alles erkaufen? Die Antwort gibt der Herr selbst durch den weisen Salomo: «Gib mir, mein Sohn, dein Herz…». Spr. 23:26. Gott braucht nicht unsere Selbstgeißelung, Selbstdisziplin, und dadurch etwas bessere Ergebnisse in unserem Leben. Der Herr will unser Herz, und das bedeutet, dass er alles will, alles, was wir sind, alles, was wir haben. Das heißt, er möchte uns selbst vollkommen und komplett und ohne Überrest. Er will unser Herz haben, so schmutzig, wie es auch sein mag. Er bittet uns darum und sagt, dass er uns dafür ein anderes Herz geben wird: «Ich… will das steinerne Herz aus ihrem Leibe nehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben, damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Rechte beobachten und sie tun;» (Hes:11,19-20)

   Zweifellos kann diese Herztransplantation nur durch den heiligen Geist Gottes vollbracht werden. E. G. White sagt, dass der heilige Geist während eines Augenblickes mehr für uns tun kann, als wir selbst fähig sind, in unserem ganzen Leben zu erarbeiten. Und über die Bezahlung für unsere Erlösung schreibt sie Folgendes: «Was opfern wir denn, wenn wir alles aufgeben? Ein von Sünden beschmutztes Herz, damit Jesus es mit seinem eigenen Blut reinige und durch seine unbeschreibliche Liebe erlöse.»  Und noch ein Zitat: «Du kannst zwar dein Herz nicht verändern, du kannst aus eigenem Vermögen und eigener Kraft Gott  nicht lieben; es liegt aber in deiner freien Wahl, ihm zu dienen. Du kannst ihm deinen Willen übergeben, dann wird er das Wollen und das Vollbringen in dir nach seinem Wohlgefallen bewirken. Dann wird deine ganze Natur dem Geist Christi untertan. All deine Liebe konzentriert sich im Gottessohn, du lebst in engster Harmonie mit ihm.» (aus „Wie findet man inneren Frieden“ S.52, 54).

        Es bedeutet, dass wir erst dann Gold, weiße Kleider und Augensalbe bekommen können, wenn wir dem Herrn den eigenen Willen, oder anders – das Herz, überreichen werden. Denn wie das buchstäbliche Herz ein Motor ist, welcher alle Körperfunktionen in Bewegung bringt und hält, so bewirkt auch der Wille, davon abhängig auf welcher Seite er tätig ist, positive oder negative Werke. Nach der Übergabe des eigenen Willens bekommen wir von Christus das Gold des Glaubens, wodurch wir in die weißen Kleider, die die Gerechtigkeit Christi symbolisieren, gekleidet werden. Mit seiner Gerechtigkeit angetan zu sein, bedeutet, dass wir jetzt eine neue, heilige, von der Sünde freie Natur des Geistes besitzen. Wir können unter der Wirkung des heiligen Geistes, der in unserem Herzen verweilt (Salbung der geistigen Augen), klar sehen und die Grenze zwischen Gut und Böse unterscheiden. Wir können den einzig richtigen Pfad erkennen und verstehen, was der nächste Schritt ist. 

Göttliche Zurechtweisung

       19. «Welche ich liebhabe, die strafe und züchtige ich. So sei nun fleißig und tue Buße!» 

        Hier scheint Christus zu erklären, warum er in solcher strengen Tonart mit dem Engel der Gemeinde zu Laodizea spricht. Er zeigt, dass das Motiv seiner Worte nur die Liebe ist, die nicht will, dass irgendjemand verloren gehe, sondern dass alle zur Buße kommen. Es gibt, wie es scheint, keine anderen Mittel, um diese Menschenklasse aus ihrem Zustand der Gleichgültigkeit aufzurütteln, als nur auf solch unparteiische, entscheidend strenge Weise. In so einer Tonart sprechen Ärzte gewöhnlich mit besonders misstrauischen, eingebildeten, anmaßenden Personen, denn dem Arzt ist es klar: Wenn er diesen Patienten nicht zur Erkenntnis und Einsicht der bestehenden Gefahr bringt, so droht ihm der unvermeidliche Tod. Und das aktuelle Problem unserer letzten Zeit ist, wie wir wissen, der Geist der völligen Skepsis und des Unglaubens bezüglich dessen, das man glauben soll, um errettet zu werden. Es steht geschrieben: «Doch wenn des Menschen Sohn kommt, wird er auch den Glauben finden auf Erden?» (Luk. 18:8) Dieser kompromisslose, strenge Umgang mit dem Engel der Gemeinde Laodizeas (und allen Menschen, die sich in einem lauen, selbstzufriedenen Zustand befinden) soll wie eine Schocktherapie wirken.

         Weiter mahnt der himmlische Arzt: Sei nun eifrig und tu Buße (nach Elb.). Diese Worte klingen schon fast flehend, sie geben sogar dem unvernünftigsten Patienten die Möglichkeit zu verstehen, dass der Arzt durch keine eigennützigen Motive bewegt ist, sondern dass er sehr besorgt ist über den tragischen Zustand des vor ihm stehenden Patienten und dass er ihm mit ganzer Leidenschaft die Errettung wünscht. Er will ihm die Notwendigkeit des persönlichen Eifers um die eigene Errettung einprägen verbunden mit der Anwendung der Reuegabe. Weil Christus ihm sagt: „Tu Buße!“, können wir erkennen, dass er sich in einem solchem Zustand befindet, in dem er noch imstande ist, die Gabe der Reue zu empfangen und sie anzuwenden. Das heißt, er befindet sich nicht in dem Zustand der Lästerung gegen den heiligen Geist, in dem es wegen der Herzensverhärtung nicht mehr möglich ist, Buße zu tun. Die Nichtinanspruchnahme dieser von Christus angebotenen Möglichkeit heißt, dem sicheren Tode geweiht zu sein.

Mein Abendmahl mit Jesus

          Der treue Zeuge setzt weiter fort:

20. «Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.» (nach Luth. 1545)

            Vor welcher Tür steht Christus? Es ist wohl das bekannteste Symbol für Christen aller Glaubensrichtungen und alle sind sich einig, dass Christus vor dem Eingang in das Menschenherz steht. Welch eine wunderbare Verheißung ist in diesem Vers verborgen – Christus will eingehen und mit mir Abendmahl halten. Besitze ich denn den Wunsch, mit ihm Abendmahl zu halten? Abendmahl ist das Abendessen, bei dem nach einem mit Ereignissen und Arbeit gefüllten Tag der Mensch bei gemeinschaftlicher Einnahme der Speise die abendliche Ruhe genießt. Eine Mahlzeit ist eine sehr günstige Gelegenheit für ein offenes, unbefangenes Gespräch. Christus nahm die Einladungen der Menschen zu einer gemeinsamen Mahlzeit freudig an, denn er wusste, dass es die beste Gelegenheit ist, den Menschen die himmlischen Wahrheiten zu lehren. Beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern, beim Brechen des Brotes und Schmecken des Weines, teilte er ihnen die wichtigsten Prinzipien seines Reiches mit. Während eines Mahls, in der Atmosphäre der Unbefangenheit, ist es möglich, den Menschen besser und näher kennen zu lernen, als während eines offiziellen Besuches. Einfach gesagt, es ist die beste Zeit für unbefangene Gemeinschaft. Um größere Klarheit zu bekommen, beschloss ich, mir das Bild über meine gemeinsame Mahlzeit mit Christus im Gedächtnis auszumalen. Als ich ein Fragment nach dem anderen in meiner Vorstellung sah, fühlte ich die Realität dieses Geschehens.

             Mein Herz ist als Wohnung dargestellt. Auf einem nach orientalischer Art niedrigen Tischchen steht eine einfache Mahlzeit. Ich bin schon bereit mich niederzusetzen um sie zu kosten, als ich plötzlich ein leises Klopfen an der Tür höre. Nein. Zu dieser Zeit? Das kann nicht sein. Das ist mir nur so vorgekommen. Aber das Klopfen wiederholt sich. Leicht zusammengezuckt gehe ich zur Tür mit der Überlegung, wer es wohl sein kann. Ungebetene Gäste klopfen doch nicht an, sie stürmen einfach herein ohne zu fragen. Eigensinnig und meine verzweifelten Einwände ignorierend, stellen sie alles auf den Kopf. Nachdem sie eine völlige Verwüstung angerichtet haben, gehen sie weg, voller Freude wegen meines Grams und meiner Tränen. Beim Weggehen vergessen sie natürlich nicht, alles übrig gebliebene Kostbare, was ich mit harter Arbeit erlangt habe, mitzunehmen. Dabei grinsen sie grausam und triumphierend. Das jetzt aber ist ein so unaufdringliches, bescheidenes Klopfen. Mit etwas Vorsicht öffne ich die Tür. Vor mir steht ein Unbekannter. Ich brauche gar nicht zu fragen, wer er ist. Ich weiß es schon, denn eine so majestätische Haltung und solche edlen, lieben Gesichtszüge hat nur Einer. Ich fühle ein freudiges Beben in mir in der Erwartung positiver Veränderungen in meinem Leben, denn ich weiß, dass heute meinem Haus Heil widerfahren wird. Meinen begeisterten Blick nicht von ihm lassend, bitte ich ihn, hereinzukommen und das Abendmahl mit mir zu halten. Er tritt ein. Mit Danksagung setzen wir uns an Tisch und beim Essen entsteht eine unbefangene Unterhaltung, welche zum herzlichsten, innigsten Gespräch heranwächst. Christus schaut auf mich. Ich schaue in seine Augen und stelle fest, dass er alles über mich weiß (denn schließlich ist ja doch der Ort, wo das Ganze geschieht, mein Herz). Aber ungeachtet dessen sehe ich in seinem Gesicht keine Missachtung, oder Entfremdung der strafenden Strenge. Dagegen erleuchtet ein zartes, gutherziges Lächeln schon die ganze Zeit sein edles Gesicht und es überkommt mich nicht der Wunsch, meine Augen in Scham und Verlegenheit niederzuschlagen. Nein, im Gegenteil, ich schaue wie verzaubert in seine Augen, die voll sind von unendlicher Liebe und Verständnis, und ich spüre, wie alle Probleme für mich aufhören zu existieren. Das, was ich bisher für unbeschreiblich wichtig hielt, ist plötzlich so unwesentlich geworden, dass ich mich gar nicht mehr daran erinnern kann. Ich verstehe, dass die Realität, in der ich früher lebte, nicht mehr da ist und ich befinde mich in einer anderen Realität, welche „Christus alles in allem“ ist, sogar mein „Ego“ ist verschwunden. Ich unterwerfe mich der Macht der süßen allumfassenden himmlischen Liebe, ich gehe in ihr auf und spüre nur den ein einzigen glühenden Wunsch, dass Christus doch niemals mehr weggehen möge, dass wir die ganze unendliche Ewigkeit so zusammen verbringen können, in solch innigen Gespräch beim Abendmahl.

 Der himmlische Gast scheint mir diesen Wunsch von den Augen abgelesen zu haben, denn er verspricht, dass er bereit ist, für immer da zu bleiben, weil es ihm bei mir gefällt, nur wenn ich selbst ihn abweisen werde, so wird ihm nichts anderes übrig bleiben, als mich zu verlassen. O, wie lieblich habe ich diese Worte empfunden. Ich wollte schon mit Dankbarkeit diesen Vorschlag annehmen, als mir mit Besorgnis in Erinnerung einfiel, dass ich in einem ungünstigen Wohngebiet wohne und ich nicht nur einmal verheerende Einbrüche verschiedener Räuber erlebt habe. Wehmütig sagte ich meinem himmlischen Gast, dass ich ihm zu meinem Bedauern kein sicheres und ruhiges Leben bei mir gewährleisten kann. Aber, es scheint so, als hätte ich ihn damit gar nicht in Verlegenheit gebracht. In seinen Augen scheinen dasselbe himmlische Licht, Zärtlichkeit und tiefe väterliche Fürsorge. Er sagte mir, dass er aus Dankbarkeit für den Wohnsitz sich selber um die Wohnung kümmern wird, sie in Sauberkeit und Ordnung halten und sie auch vor allem Eindringen der Räuber beschützen wird. Ich antwortete ihm, dass es mir bange ist um sein Leben, denn die Räuber sind sehr grausam, brutal und rachsüchtig, worauf er mich versicherte, dass ich keine Angst zu haben brauche, denn er wäre nie von einem von ihnen überwunden worden. Ich fragte ihn noch, was ich zu tun schuldig sei, um für diese Vorrechte und Vorteile, die ich jetzt genieße, aufzukommen. Der Erlöser sagte mir, dass mein Werk darin besteht, ihm und jeder seiner Entscheidungen völliges Vertrauen zu schenken und ihm ständig zu folgen, wohin er auch gehen mag. Damit dies aber möglich ist, soll ich regelmäßig die von ihm vorbereitete Speise einnehmen (Erforschung der Schrift) und meine Augen ständig auf ihn gerichtet halten (Gebetszustand). Als ich meine Zustimmung bezüglich dieses Vorschlages gab, fühlte ich eine wunderbare Ruhe, die mich erfüllte. Meiner Meinung nach kam sie von dem Bewusstsein meiner Sicherheit unter dem Schutz meines Erlösers. Der himmlische Friede, der allen Verstand übersteigt, erfüllte mich, denn ich begriff, dass, solange er hier ist, ich nichts zu befürchten habe. Ich begriff auch, dass das Hauptziel meines Lebens nicht in dem unsinnigen Kampf (unsinnig, weil die Kräfte ungleich waren und die Niederlage schon von vornherein vorprogrammiert war) mit heimtückischen Räubern besteht, sondern in der Sorge darüber, dass der himmlische Gast, jetzt schon ein vollberechtigter Besitzer meines Herzens, niemals gezwungen wird, mich zu verlassen.

Als ich alle diese Fragmente sah, die so deutlich vor meinem geistigen Auge dahinglitten, bildeten sie ein harmonisches Bild des großen Geheimnis Gottes: Die Neugeburt, die meinen Geist mit dem Geist Gottes verschmelzt und bewirkt, dass in meinem Herzen ich und Christus zusammen leben und dennoch nicht mehr ich lebe (weil sich mein Ich in Christus auflöst), sondern Christus in mir lebt und wirkt. So ist mein Blick in dieses wunderbare Geheimnis noch tiefer eingedrungen. Wie unendlich tief ist doch das Geheimnis Gottes, welches ist Christus in uns! Die ganze heilige Schrift ist davon durchdrungen. Und welch eine Freude ist es, genau jene Bibelverse, die schon hundertmal gelesen und auswendig gelernt worden sind, plötzlich in solcher unerschöpflichen Tiefe zu erleben, die sich das begrenzte menschliche Gehirn ohne Erleuchtung des Geistes Gottes nicht einmal vorstellen konnte. Es bleibt nichts anderes, als auszurufen: «O welch eine Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!» (Röm.11:33).

Die glorreiche Zukunft

         Im  Vers 21 zeigt der himmlische Arzt eine freudige Perspektive auf, welche den todkranken Patienten erwartet, wenn er um die persönliche Errettung eifern wird.

21.  «Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mit meinem Vater sitze auf seinem Thron.» 

Wenn ein Mensch Christus in das eigene Herz eingelassen und das Verwaltungszepter in seine Hand gegeben hat und dabei das, was er hergegeben hat, nicht zurückfordert, kann er doch nichts anderes als ein Sieger sein. Denn den Kampf mit allen Feinden, die gegen die Seele ankämpfen, führt jetzt Christus, der nie eine Niederlage kannte. Wenn mein Aufschauen zu Christus nicht aufhört, wenn ich mich wie ein kleines Kind an seine Hand festklammere, ihm auf Schritt und Tritt nachfolge, so wird der Sieg mein natürlicher Zustand sein. Solchen Gläubigen verspricht er, mit ihm auf seinem Thron zu sitzen. Was ist das aber für ein Thron, der Platz für so viele Sieger hat? Oder wird die Zahl der Sieger so klein sein, dass es für sie genügend Platz geben wird? Die Lösung dieses Phänomens kann man in dem Brief Pauli an die Epheser finden: «auch uns, die wir tot waren durch die Sünden, samt Christus lebendig gemacht (aus Gnaden seid ihr gerettet) und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen Regionen in Christus Jesus» (Eph.2:5-6)

Es bedeutet, dass infolge der Neugeburt unser Wohnort schon jetzt durch den heiligen Geist der Himmel ist. Wir können schon jetzt, und nicht irgendwann einmal in der unbekannten Zukunft, mit Christus auf seinem himmlischen Thron sitzen. Wir können schon jetzt Sieger werden! Nicht irgendwann einmal, wenn wir unmittelbar vor dem Ende unseres Lebens stehen und den Hauch des Todes in unserem Nacken spüren. Wir können schon jetzt das ewige Leben besitzen: «Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat das Zeugnis in sich; wer Gott nicht glaubt, hat ihn zum Lügner gemacht, weil er nicht an das Zeugnis geglaubt hat, welches Gott von seinem Sohne abgelegt hat Und darin besteht das Zeugnis, daß uns Gott ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohne. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Solches habe ich euch geschrieben, damit ihr wisset, daß ihr ewiges Leben habt (nicht irgendwann einmal haben werdet, sondern schon jetzt habt), die ihr an den Namen des Sohnes Gottes glaubt...» (1 Joh. 5:10-13)

       Sollte wohl das Ganze keine Realität z. B. für Henoch gewesen sein? E. G. White schreibt über ihn, dass er hier auf der Erde wandelnd, sich in der himmlischen Atmosphäre befand. Ehre und Preis sei unserem Schöpfer und Lebensspender gebracht, dass er uns schon jetzt und hier auf Erden ermöglichte, ein heiliges, siegreiches Leben in Christus Jesus zu leben und schon jetzt die vollkommene Sabbatruhe zu erfahren.

Die weitreichenden Folgen der Botschaft

     Und der letzte Vers besagt:

22. «Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!» 

Das ist noch eine Erinnerung, dass diese Worte, die den sieben Gemeinden gesagt wurden, besonders wichtig sind für unsere Erlösung. Die Ohren zu verschließen und in der lauwarmen Ausgangsstellung zu bleiben, bedeutet die persönliche Unterschrift unter das eigene Todesurteil. Es ist auch notwendig, ein geistiges Ohr zu haben, um die Tiefen des geistlichen Sinnes zu begreifen, die in diesen Worten verborgen sind.

           So ist diese Wahrheit von der Neugeburt, über Christus, den Erlöser, der überall und immer der Mittelpunkt sein soll, auch hier in dem Buch der Offenbarung zu finden, wo es doch so scheint, als ob es ein ausschließlich prophetisches Buch sei, welches zu den geschichtlichen Ereignissen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft Bezug hat. Aber Gott verpasst nirgends eine Möglichkeit, den Menschen darin zu unterweisen, was für ihn lebenswichtig ist. Er nutzt jede Gelegenheit, den Menschen durch die Botschaft des ewigen Evangeliums zu erreichen. Dass aber diese frohe Botschaft solch einer geistlich mangelleidenden Gemeinde verkündigt wird, flößt mir Hoffnung ein. Hoffnung, dass Gott auch mich erretten kann, natürlich nicht gemäß meiner Werke, die nicht besser sind, als bei dem Engel der Gemeinde in Laodizea, sondern nach seiner großen Liebe und Barmherzigkeit. Aber nur, wenn mir dieser lauwarme Zustand der Gleichgültigkeit und gemütlichen Wärme verhasst ist und keine Angst vor Veränderungen im Leben bestehen, wird diese Botschaft fruchten. Jede Weigerung, alles dem Erlöser zu geben, auch die Verwaltungsmacht im eigenen Leben, muss abgelegt werden. Wenn ich wirklich alles Jesus überlassen habe, so gibt es keine einzige Sphäre des Lebens, keine einzige Situation, in welcher Jesus kein Recht hätte, mir zu sagen, was ich zu tun habe. Zum Beispiel könnte er mir sagen: „diese Kleidung ist unanständig für Heilige, sie ruft unsittliche Blicke hervor, ziehe sie nicht an“. Oder er könnte sagen: „ diese Speise, wenn sie dir auch gut schmeckt, ist ein Gift für deinen Körper, esse sie nicht“. Er kann auch sagen: „ Diese Arbeits- oder Lehrstelle wird dich und mich trennen, nimm sie nicht an“. Wenn ich wahrhaftig alles Jesus überreiche, so wird er als die vollkommene Moral, Heiligkeit und Liebe mich den Weg des geistlichen Wachstums in der Erkenntnis Gottes führen. Und wenn ich wirklich ehrlich bin und mich völlig dem Willen Christi ausgeliefert habe, werde ich sehr hellhörig sein gegenüber der Stimme meines Erlösers. Er kann zu mir durch die Stimme des Gewissens reden, er kann an mich appellieren durch sein Wort oder er kann sich auch durch die Sprache der Umstände verständigen. Wenn ich, ohne mich selbst zu belügen, vollkommen Christus angehöre, so wird er mich, so wie auch andere Gleichgesinnte, bis zu einem solchen hohen geistlichen, sittlichen Zustand und harmonischen Verständnis der Wahrheit führen, welche auf dieser Erde noch nicht zu beobachten war. Das ist nämlich der Zustand, welcher charakteristisch ist für die 144 000 erlösten Erstlinge, auf deren Stirn der Name (Charakter) Gottes verzeichnet steht. Es sind die, welche durch Leiden Gehorsam lernten, welche gelernt haben, keinen Augenblick Jesus aus den Augen zu lassen. Er ist für sie alles in allem geworden.

               Möge doch Gott geben, dass wir keine Angst vor dieser Botschaft haben, weil sie einige Veränderungen in unserem Leben mit sich bringt. Stattdessen bewirke er einen brennenden Durst nach diesen Veränderungen, einen Durst nach ewigem Leben in Christo Jesu, welches Gott einem jeden schenken will, denn er liebt alle Menschen.                         

                                                                                                            Schwester Anna Reifegerste, 25.08.2008